Kompass-newsletter Nr. 95 - 06/2021

 

„Möllner Rede im Exil 2021 +++ 4./5.6.: Aktionstage gegen Afghanistan-Abschiebungen +++ Zum Prozessbeginn in Chios am 11.6.: #FreeTheMoria6 +++ 16.6. in Wiesbaden: Kundgebung gegen Abschiebungen +++ 18./19.6.: Border Abolition 2021 +++ 19.6.: Stern für Hanau - Fahrradsternfahrt für Erinnerung und Aufklärung +++ 19./20.6.: Aktionstag Seebrücke +++ 25./26.6. in and online from Palermo: from Sea to Cities Konferenz +++ +++ Aschaffenburg/Hanau: Freispruch im Prozess wegen Aufruf zum Bürger:innenAsyl +++ Alarm Phone Report: Between Moving and Mourning - the struggle along the routes to Spain continues +++ Transnational Strike Platform: The Clash on Mobility in Transnational Europe +++ Rückblicke: 15.5.: Demo der Initiative Familiennachzug Eritrea; 21.5. - Afrique Europe interact - transnational für Bewegungsfreiheit statt Abschiebungen +++  Ausblicke: Zapatistas im Sommer auf Europa-Tour; 15. bis 19. September in Palermo: Convergence

Liebe Freundinnen und Freunde,

die Einleitung zu diesem Newsletter beginnt etwas anders als üblich. Wir dokumentieren die ersten Zeilen der „Möllner Rede im Exil“, die Naomi Henkel-Gümbel (Überlebende des Anschlages in Halle im Oktober 2019) und Newroz Duman (aktiv in der Initiative 19. Februar Hanau) gemeinsam am 18. April 2021 in Hamburg gehalten haben - in Gedenken an Yeliz Arslan, Bahide Arslan und Ayşe Yılmaz, die Opfer des rassistischen Brandanschlags in Mölln im Jahre 1992. 

Am Ende findet sich der Link zur gesamten Rede in Schriftform und auch als Video-Mitschnitt. Wir hoffen, dass viele nochmal oder nachträglich lesen und sich ansehen, in welch beeindruckender Weise hier persönliche Erfahrungen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus zusammengeführt werden. 

„Wir sind die Radikale Vielfalt an sich; das Schöne, das Andere, das Sichtbare, das Mögliche. Aber wie sind wir das geworden?

Wir alle tragen die unterschiedlichsten Geschichten mit uns: die eigenen, die geerbten, die erträumten, die verlorenen, die erstrebten, die erkämpften…

Die unterschiedlichsten Geschichten, und doch eint es uns, dass wir heute hier sind. Was ist dieses etwas aber, das uns eint?

Unser Alltag wurde durch Gewalt und Ausgrenzung gebrochen. So weit, dass wir um unser eigenes Leben und das unserer Liebsten fürchten mussten, vielleicht immer noch fürchten. Diese Furcht – bei manchen schlug sie in einen Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen um. (…)

Was treibt einen an? Was treibt einen dazu, gegen den Widerwillen von Institutionen und der breiten Gesellschaft für Aufklärung zu streiten? Trotz des ganzen, auch danach noch, erfahrenen Unrechts, weiterzukämpfen?

Es gibt viele Beweggründe. Für manche ist es die schiere Wut, die sie antreibt. Wut, dass diese Tat überhaupt passieren konnte. Dass die Angst, der Schmerz, der Verlust nicht anerkannt werden.

Andere sind getrieben von einem Gefühl der Verantwortung oder sogar Schuld ihren Liebsten gegenüber. Verantwortung, für Aufklärung zu sorgen und ihrer zu gedenken.

Wieder anderen hilft es bei der Bewältigung des Erlebten. Auch wenn es die Narbe nicht heilen kann, hilft es ihnen, einen Umgang mit ihrem Schmerz zu finden.

Für manche sind es auch alle Gründe zusammen. Doch unabhängig davon, was uns genau antreibt, ob Wut, Verantwortung, Bewältigung oder alles drei, eines haben wir gemeinsam: Wir haben uns dem nicht gebeugt – wir sind nicht in die Unsichtbarkeit gegangen. ….“

Die gesamte Rede und ein Video-Mitschnitt finden sich unter folgendem Link: https://gedenkenmoelln1992.wordpress.com

Mit solidarischen Grüßen,

die Kompass Crew