Kompass-Newsletter No. 88 - 07+08/2020

 

15. bis 18. Juli: digital Transborder Summer Camp +++ 16. Juli in Alzenau: Prozess wegen Aufruf zu BürgerInnenAsyl +++ 25. Juli in Darmstadt: Treffen von We`ll Come United +++ 26. Juli in Darmstadt: dritter Anti-Ra-Ratschlag +++ 25. bis 29. August in Leipzig und online: Kongress Zukunft für Alle +++ Newsletter und Demo der Initiative 19. Februar Hanau +++ Handbuch Solidarity Asyl +++ Balkanbrücke +++  From Sea to City: Serie von Online Konferenzen gestartet +++ borderline europe: EU-Libyen Kooperation - Pull-backs per Fernsteuerung +++ medico: "Freiwillige Rückkehr“ - Menschenrechtsverletzungen bei Rückkehrprogrammen +++ WatchTheMed Alarm Phone – Neuer Bericht zum Central Med +++ Menschenrechtspreis von Pro Asyl für Alarm Phone +++ Lesehinweis Medico: Mehr als explodierende Ablehnung +++ Ausblick: 2. bis 5. September: Transnationale dezentrale Aktionstage 5 Jahre nach dem March of Hope - Aufruf von We`ll Come United 

Liebe Freundinnen und Freunde!

Vor einem Jahr kamen 500 AktivistInnen aus zahlreichen Städten in Europa und Afrika in der Nähe von Nantes zu einem inspirierenden und ermutigenden Transborder Summer Camp (TSC) zusammen. Im letzten Kompass hatten wir bereits die neue Broschüre beworben, die einige exemplarische Eindrücke dokumentiert: https://trans-border.net/index.php/broshure/

Auf die Inhalte in dieser Broschüre bezogen findet nun in der kommenden Woche ein digitales Summer Camp – das digital TSC – statt. Es soll versucht werden, online zumindest einen Austausch über „Freedom of Movement in (post)Corona Times“ zu initiieren, in Arbeitsgruppen aktuelle Herausforderungen verschiedener Netzwerke zu diskutieren und nicht zuletzt Absprachen zu treffen hinsichtlich der Mobilisierung für die transnationalen Aktionstage Anfang September.

Nach den letzten Monaten und unzähligen virtuellen Treffen wissen wir aber auch alle: das Netz kann reale Netzwerktreffen nicht ersetzen. Wir brauchen face to face-meetings, um uns wirklich zu sehen, um in spontanen und informellen Runden zu reden und Neues zu erfinden oder um an strategischen Fragen in die Tiefe zu kommen. Das klappt online nur in seltenen Fällen oder gar nicht und viele bleiben von dieser Form der Kommunikation sowieso ausgeschlossen. Insofern sind wir überzeugt, dass wir – und das gilt zumindest für Germany – die Sommermonate Juli, August und September so gut wie nur möglich nutzen sollten, um auch real zusammenzukommen. Wir wissen nicht, ob und – wenn ja - wie stark im Herbst und Winter eine zweite Corona-Welle zurückkommt und uns erneut weitergehend einschränken wird. Deshalb: ob in Mini-Camps oder open air-Konferenzen, in Park-Treffen oder bei Demonstrationen auf der Strasse: Let`s use the summertime!

Ende Juli der AntiRa-Ratschlag in Darmstadt, im August die Demo in Hanau und der Kongress in Leipzig, schließlich Anfang September zu den Aktionstagen überall: im Kalender dieses Sommer-Kompass werden mehrere Termine und Möglichkeiten solch realer Zusammentreffen stark gemacht. Zusammen kommen und zusammen wirken in krassen Zeiten. Trotz und gegen die multiplen Katastrophen. Das erscheint uns wichtiger denn je. Ein sudanesischer Freund hatte auf dem letzten Treffen von We`ll Come United und unter dem Eindruck der Mobilisierungen von Black Lives matter betont: „We believe we all share one big struggle , let’s fight on it united. Let’s connect and plan actions together. We should call for a wide justice & rights alliance!“ In den genannten und geplanten Zusammentreffen wird es genau darum gehen, im Gesamtspektrum der antirassistischen Netzwerke wie auch übergreifend mit anderen sozialen Bewegungen: eine praxisorientierte Erzählung für die 2020er Jahre zu entwickeln. Alltagskämpfe verbinden, den progressiven Pol verdichten und die transnationalen Bezüge verstärken!

Ein Freund bei medico international hatte unlängst sehr eindrücklich formuliert: „Soziale Proteste erscheinen (darin) häufig als bloß negative Ereignisse, als Ausbruch und Entladung von Unzufriedenheit und letztlich sogar als Bild der Ohnmacht, die verzweifelt an die Macht appelliert. So plötzlich, wie diese Proteste häufig ausbrechen und dann kurze, heftige Debatten provozieren, so selten sind sie selbst Gegenstand einer tiefergehenden Analyse oder gar einer Erzählung politischer und historischer Kontinuität. Doch was, wenn sie sich aus mehr als spontan explodierender Ablehnung speisen, sie vielleicht Teil eines langandauernden Prozesses sind, der unterhalb der Register einer vertikalen Macht der Institutionen abläuft? Gäbe es dann nicht allen Grund, zumindest optimistisch und pessimistisch zugleich zu sein? Und gibt es nicht auch Gründe, die zahllosen Aufstände und Bewegungen der letzten Jahre als Ausdruck einer existierenden globalen Kraft zu begreifen und nicht bloß als Anhängsel der Katastrophe?“ In Kurzform: „Es bleibt lebendig und lebt immer wieder auf, was in eine andere Zukunft drängt.“

In diesem Sinne - für einen possibilistischen Sommer!

Solidarische Grüße von der Kompass-Crew