Kompass-Newsletter Nr. 80 - 07+08/2019

 

Free Carola, Seebrücke-Mobilisierungen für 6.7. und die El-Hiblu-Angeklagten +++ Zentrales Mittelmeer: mehr Boote erreichen maltesische SAR-Zone +++ 9.-14.7. bei Nantes/Frankreich: Transborder Summer Camp +++ 24.8. in Dresden: Großdemonstration gegen Rechts und für die Verteidigung der Solidarität +++ 31.8. in Büren: Grossdemo gegen 100 Jahre Abschiebehaft +++ Neues Mapping-Projekt gegen Push-Backs +++ Aktuelle Alarm Phone Reports zu allen drei Mittelmeerrouten +++ Forschungsgesellschaft Flucht und Migration übernimmt Webseite zur Externalisierung der Migrationskontrolle +++ Neuer Rundbrief von „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?!“ +++ Rückblicke  Berlin: Kongress „Sichere Häfen - Leinen los für kommunale Aufnahme“; Neapel: Treffen der Palermo Charter Process Platform; München: Sol City Konferenz +++ Ausblicke: 18.-20.10. in Berlin: Strategiekonferenz der Bewegungsstiftung; 1.-3.11.: Tribunal goes Chemnitz

LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE!

Solidarity will win! Mit dem für Salvini fatalen Urteil der Richterin von Agrigento (am 2. Juli 2019) scheint der Slogan einmal mehr zu passen. „Free Carola“ war in den letzten Tagen in aller Munde, etwa 1,5 Millionen Euro kamen innerhalb weniger Tage bei Spendenkampagnen insbesondere in Deutschland und Italien für Sea Watch und die Seenotrettung zusammen. Dieser tolle Erfolg für eine „Heldin“ sollte nun so gut und breit wie möglich an die oft übersehenen, wahren HeldInnen dieser Geschichte weitergegeben werden: die MigrantInnen, die sich jeden Tag dem Grenzregime widersetzen. Z.B. mit der zur Verfügungstellung von Spendengeldern an die Verteidigung der El-Hiblu-Angeklagten, den drei westafrikanischen Jugendlichen, die maßgeblich einen illegalen Push-Back mit einem Cargo-Schiff nach Libyen verhindert und damit sich und über 100 weitere Geflüchtete, darunter viele Frauen und Kinder, vor der Rückschiebung in die Haft- und Folterlager bewahrt hatten. Und die dafür in Malta wegen Terrorismus angeklagt sind. Diese und so viele andere „AlltagsheldInnen“, die sich an den Außengrenzen und in den Booten gegen das tödliche EU-Grenzregime durchkämpfen, müssten jetzt in den Mittelpunkt der öffentlichen Solidarität gerückt werden!

Infrastrukturen für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte auf- und ausbauen! Dies ist das zentrale Motto des Transborder Summer Camps, das in der kommenden Woche in der Nähe von Nantes seine Zelte aufschlägt. Der Vorschlag wurde im letzten Sommer von Welcome to Europe in die (interne) Diskussion gebracht und stieß auf viel Interesse. Über 600 AktivistInnen aus allen möglichen Städten quer durch Europa sowie aus Nord- und Westafrika werden sich zum viertägigen strategischen Austausch zusammenfinden. Und We`ll Come United wird in „gut gemischter Zusammensetzung“ mit einem eigenen (50er-)Bus nach Frankreich reisen. So transnational war ein Noborder-Camp noch nie! Im Zentrum der Workshops stehen die in den letzten Jahren entlang aller Fluchtrouten gewachsenen Infrastrukturen: von den verschiedenen Alarm-Phones und Rettungsschiffen über (besetzte) soziale Zentren, Rasthäuser und selbstorganisierte Projekte bis zu Info-Leitfäden und diversen Karten gegen Push-Backs oder für Solidarische Städte. „From the Sea to the Cities …“ ist vieles in Bewegung gekommen.

Solidarität verteidigen - United against Racism and Fascism! Unter dieser Überschrift ruft We`ll Come United zur alltäglichen Selbstverteidigung auf, zur Teilnahme am Paradeblock bei der kommenden Großdemonstration am 24.8.19 in Dresden und zum „Swarming", zur Unterstützung der migrantischen Strukturen (nicht nur) in Sachsen. Aus dem eindrucksvollen Aufruf: „…Fangen wir beim Naheliegenden an: Solidarität verteidigen, zusammen und in neuen Koalitionen. Solidarität ist mehr als ein Wort. Solidarität ist die schönste Beziehung der Welt. Solidarität heißt, dass unsere unterschiedlichen Geschichten kein Hindernis für einen gemeinsamen Kampf sind. Im Gegenteil. Die Lust an diesem gemeinsamen Kämpfen ist mehr als eine Verzweiflungstat. Sie kann der Beginn einer großartigen Freundschaft sein. Einer Freundschaft der selbstorganisierten Gruppen und Initiativen, die sich nicht den Mund und das Leben verbieten lassen, die sich trauen zu sagen was ist. Und die dem Rechtsruck nicht hinterherlaufen, sondern ihm im Alltag die Stirn bieten. Wir sind mehr als wir denken!“

In diesem Sinne: Für einen heißen Sommer der Solidarität!

Das Kompass-Team

P.S.: A few hours ago, when they called the #AlarmPhone, they were scared of drowning or being returned to the hell in #Libya - now we can see the relief in their eyes. They cannot stay on the #ALEX for long but need to be brought to land immediately! Open the ports! Photo from Mediterranea from today!